Ist der Massentourismus auf Mallorca noch ertragbar?

Seit den späten 60er Jahren boomt der Tourismus in Mallorca, der einst sehr ruhigen und natürlichen Mittelmeerinsel. Der der Tourismus begann in wenigen Jahrzehnten so schnell zu wachsen, dass Mallorca zum Massentourismus-Ziel wurde und heute jährlich mehr als 13,5 Millionen Urlauber pro Jahr aufnimmt.

Es ist ein typisches Massentourismus-Ziel in Europa – die Flüge sind günstig und die Flugdauer innerhalb Europas kurz, Hotelzimmer gibt es ab wenigen Euro pro Nacht und man kann gut und günstig essen und trinken. In nur ca. 30-40 Jahren wuchs der Tourismus in Mallorca zum Massentourismus an und überforderte damit die größtenteils noch mittelalterliche Infrastruktur. Vor allem die Altstadt von Palma de Mallorca ist von den Massen überlaufen. Um die Wut der Einwohner zu verstehen, die dem Massentourismus in Mallorca mit immer mehr Skepsis begegnen, muss man hinter die Kulissen schauen.

Stau und Parkplatzprobleme sind alltäglich

Besonders das Thema Verkehr ist durch den Massentourismus in Mallorca verstärkt diskutiert worden. Das Hauptproblem sind die geringen Anzahlen an Spuren auf den Straßen, Ringstraßen und Autobahnen in und rund um Palma und in den Südwesten, vor allem zu den Stoßzeiten. Wer jeden Tag eine halbe Stunde bis eine Stunde lang auf dem eigentlich nur 20-minütigen Weg zur Arbeit im Stau steht, wird verständlicherweise sauer. Die ungefähr 60.000 Mietwagen und die Masse an Ausflugs- und Transportbussen verstopfen die Straßen dann zusätzlich zum normalen Feierabend-Verkehr.

Auch der Parkplatzmangel in Palma de Mallorca wird vom Massentourismus befeuert. Denn in der engen Innenstadt stehen nur begrenzte Parkplätze an der Straße und wenige, teure Parkhäuser zur Verfügung. Ein Mietwagen reiht sich dort an den nächsten, was den Einwohnern wenig Platz übriglässt. Viele Innenstadtanwohner fahren abends mehr als eine Stunde lang um den Block, um überhaupt einen Parkplatz zu finden. Als Arbeitnehmer in Mallorca zahlt man so täglich den teuren Sprit für die lange Anfahrt und die Zeit, die man im Stau steht, plus ein oft mehr als 10 Euro teures Parkticket pro Tag, das die sowieso geringen Einnahmen in Spanien pro Monat deutlich schmälert.

Da sich die Straßen aufgrund der bereits dicht bebauten Innenstadtfläche und angrenzenden privaten Grundstücken kaum verbreitern lassen, gibt es bisher kaum sinnvolle Lösungsideen. Der öffentliche Verkehr ist tagsüber gut organisiert, aber in den frühen Morgen- und späten Abendstunden ist ein Hin- und Herkommen selbst zwischen den großen Städten so gut wie unmöglich. Ein Ersatz für das Auto ist der öffentliche Verkehr deshalb bisher kaum und der Massentourismus in Mallorca bevorzugt den eigenen Mietwagen. Vor allem die vielen Transferbusse, die die Besucher vom Hotel zum Flughafen oder zu Ausflügen bringen, versperren die engen Straßen der Innenstadt und tragen zusätzlich zum Stau bei.

Das Wasser ist knapp und verschmutzt

Der Wasservorrat in Mallorca ist vom Regenfall im Winter bis Frühjahr abhängig, da es fast nur zwischen November und April ab und zu regnet. An den zwei Stauseen in den Bergen, Gorg Blau und Cúber, kann man im Hochsommer daher sehr gut sehen, wie die Wasservorräte leergesaugt werden. In den Bergdörfern der Westküste wird im Hochsommer meist für einige Tage bis Wochen der Wasserhahn zugedreht und nur zu bestimmten Tageszeiten geöffnet.

Dies ist aber die Zeit, in der der Massentourismus in Mallorca die größten Ausmaße annimmt. Während die Einwohner Wasser sparen müssen, genießen die Touristen an den Küsten ausgiebige Duschen und das Geschirr und die Wäsche, die durch die hohe Anzahl von Besuchern anfallen, werden in tausenden Wasch- und Spülmaschinen-Ladungen gewaschen. Fast kein mallorquinischer Haushalt besitzt eine Spülmaschine, abgewaschen wird wassersparend per Hand.

Auch das Abwasser ist ein Problem, da der Massentourismus in Mallorca so viele Touristen auf die kleine Insel bringt, dass die bestehenden Kläranlagen nicht ausreichen. Viele Hotels nehmen daher den illegalen Weg und leiten ihr Abwasser direkt in die nächstgelegene Bucht. Das verschmutzt nicht nur das klare Meerwasser, sondern vertreibt auch Fische und zerstört Wasserpflanzen, die für die eigentlich gute Wasserqualität sorgen. Einige Male mussten bereizs ganze Strände aufgrund der gefährlich schlechten Wasserqualität gesperrt werden.

Das Müllproblem des Massentourismus

Da es auf Mallorca bisher kein gut funktionierendes Recyclingsystem gibt, landet viel Plastikmüll in den Wäldern und im Meer. Auch hier fehlt die Infrastruktur und die Erziehung sowohl der Urlauber als auch der Mallorquiner. Einer der traurigsten Anblicke ist das Schwimmen in einer wunderschönen Bucht, und plötzlich ist man von schwimmenden Plastikstücken umgeben, die einst Plastiktüten waren und von Felsen und Bootsmotoren zerfetzt wurden.

Viele goldgelbe Sandstrände sind voller Wattestäbchen, Plastikteile und Zigarettenstummeln. Beim Wandern findet man weggeworfene Trinkflaschen, Aluminiumpapier und Taschentücher entlang des Weges. Viele Besucher bedeutet automatisch auch mehr Müll, und der Massentourismus in Mallorca trägt definitiv zur Verschmutzung der Insel bei. Insgesamt sieht man in den letzten Jahren mehr und mehr Müll auf Mallorca, der die malerische Landschaft verschändelt.

Der Zwiespalt der Einwohner

Einerseits generiert der Massentourismus in Mallorca eine große Anzahl an Arbeitsplätzen in der Gastronomie, im Hospitality- und Ausflugsbereich, beim Transport und im Einzelverkauf. Die Insel wäre nicht einer der wirtschaftsstärksten Regionen Spaniens, wenn sich der Tourismus nicht zum Massentourismus entwickelt hätte. Gleichzeitig sind die häufigen Regierungswechsel und die umständliche, langsame Bürokratie daran Schuld, dass die Infrastruktur immer noch nicht besser modernisiert wurde.

Dadurch leiden vor allem die Einwohner von Mallorca am Massentourismus, der zwar viel Geld, aber auch viele Probleme auf die Insel bringt. Stück für Stück wird nun das öffentliche Verkehrsnetz ausgebaut, mehr Kläranlagen sind geplant und 2019 wird endlich ein Pfandflaschen-Recycling-System eingeführt. Ein konkretes Beispiel für den Massentourismus in Mallorca ist Santa Ponsa im Südwesten der Insel.

Die Bucht ist oft durch Abwasser verschmutzt und so sehr mit Hotels bebaut, dass kaum noch Küste übriggeblieben ist. Wer ein paar Meter weiter aus dem Ortskern herausfährt, kommt an eine unscheinbare kleine Steinbucht. Wer dort im glasklaren Wasser badet, findet kaum Müll und ist von Bäumen und Klippen umgeben. Diese versteckten Orte, die den Charme Mallorcas ausmachen, sind der Grund, warum jedes Jahr Massen an Touristen die spanische Insel aufsuchen: Um ein bisschen Ruhe, Natur und Entspannung im Paradies zu finden.

Die Geschichte rund um die Jungbären des Bärenparks

Bern ohne Bären. Geht das?

Am 2. Juni 2014, zwei Monate nach dem Tod von Bär »3« im Berner Tierpark Dälhölzli, lud das Schweizer Radio SRF den Direktor des Parks zum Montagsapéro ein. Dass die Sendung am 2. Juni stattfand, war Zufall, wie SRF mitteilte: »Wir legen die Termine lange im Voraus fest.«

Das Staatsgeschenk Misha und Masha.

Als der russische Präsident Dimitri Medwedew im September 2009 auf Staatsbesuch in der Schweiz war, schenkte er der Stadt Bern zwei kleine Bären. Sie hießen Misha und Masha. Die beiden hatten ihre Mütter verloren und wären wohl gestorben, wenn man sie nicht gefunden hätte. In einer Auffangstation kümmerte man sich um sie und zog sie von Hand auf. Es war bereits klar, dass die Bären nicht ausgewildert werden können. Sie hatten sich zu sehr an Menschen gewöhnt. Doch sie eigneten sich hervorragend als Staatsgeschenk und so traten sie mit Medwedew die lange Reise in die Schweiz an. Zunächst fanden Misha und Masha im Bärengraben Unterschlupf. Danach zogen sie in den Tierpark Dälhölzli um.

Was mit den jungen von Misha und Masha geschah.

Am 27. März 2014 traute sich eines der Jungtiere zum ersten Mal ins Freie. Die Besucher freuten sich sehr über den Nachwuchs der russischen Bären.
Kurze Zeit später gab der Park die Namen, der am 15. Januar geborenen Bären, bekannt. Sie sollten einfach »3« und »4« heißen. Der Park wollte verhindern, dass die kleinen vermenschlicht werden. Doch der Entscheid kam vor allem bei den Medien nicht gut an. Der Blick titelte: »Sind richtige Namen bereits Tierquälerei?«

Als das Dälhölzli die Namen bekannt gab, warnte man aber auch vor übertriebener Begeisterung. Der Park wies darauf hin, dass die Alttiere nicht getrennt werden können. »Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass der Bärenvater die kleinen tötet.«

Es war als hätte der Park mit der Warnung den Teufel an die Wand gemalt. Denn wenig später begann Misha die Jungtiere in der Gegend herum zuwerfen. Die Besucher, auf der Plattform über dem Bärengehege, waren empört. Sie verstanden nicht, dass die Wärter einfach herumstanden und nichts taten.

Am 2. April schüttelte Misha schließlich »3« so heftig, dass das Bärchen auf der Stelle starb. Die Berner Bevölkerung war schockiert. Ein Facebook User äußerte sich gegenüber der Zeitung 20 Minuten so: »Die Natur ist halt grausam. Aber wenn man die Viecher schon einsperren muss, dann könnte man meiner Meinung nach auch helfen.« So wurde schnell gefordert, dass der Park »4« besser schützen muss. Doch der Tierpark wies erneut darauf hin, dass die Alttiere nicht getrennt werden können und der Verlust von »4« in kaufgenommen wird.

Doch der Park blieb nicht ganz untätig. Um den Tieren Ruhe zu gönnen, wurde die Besucherplattform gesperrt und die baldige Sterilisierung von Misha angeordnet.

Der Tod von Jungbär »4«

Für 48 Stunden kehrte im Gehege Ruhe ein. Da der Park davon ausging, das Misha wider grob werden würde, begann man versuchsweise damit die Tiere zu trennen. Doch die Befürchtungen der Tierpfleger bestätigten sich. Die Bären reagierten verstört auf die Maßnahme und Masha war so verwirrt, dass sie sich nicht mehr um »4« kümmerte. So sah sich der Tierpark gezwungen die Maßnahme abzubrechen.
Bereits am Samstag fing Misha an, »4« zu traktieren. Masha ließ ihn gewähren und beachtete ihren Nachwuchs kaum noch. Als der Bärenvater am Montagmorgen des 7. April wiederum auf das Jungtier losging, griffen die Pfleger ein. Um dem Tier weiteres Leiden zu ersparen, wurde es vom Tierarzt eingeschläfert. Die Sterilisierung von Misha erfolgte eine Woche später.

Medienreaktionen

Bernd Schildger weilte am Morgen des 7. Aprils in den Ferien. Der 65 Jährige ist seit 1997 Direktor des Dälhölzlis. Am Montagsapéro sagte er: »Ich hatte nie damit gerechnet, dass die Reaktionen der Medien so heftig ausfallen. Unsere Mitarbeiter sind den Umgang mit Medienschaffenden zwar gewohnt, doch die Dimension überraschte selbst sie.«
Neben zahlreichen Anfeindungen unterstellte man dem Tierpark, dass die Tiere nur deshalb zusammenbleiben durften, weil man darauf spekulierte, dass der Vater die Bärchen tötet. So konnte man sich die leidige Suche nach einem Platz sparen.

Die Unterstellung hatte ihren Ursprung in der Geschichte mit Finn. Finn der Bär aus dem Bärenpark (früher Bärengraben) und seine Gefährtin Börkh, bekamen vor wenigen Jahren auch Nachwuchs. Als die Jungen geboren waren, stellte man fest, dass niemand abgeklärt hatte, wo die Tiere später unterkommen. Denn im Bärenpark durften sie nicht bleiben. Die Stadt Bern suchte lange nach einem Platz. Doch erst im letzten Moment konnte einer in Rumänien gefunden werden.

Der Tierpark Dälhölzli versicherte aber gegenüber SRF: »Die Bären »3« und »4« hätten selbstverständlich im Tierpark bleiben können.«
Die Gratiszeitung Blick am Abend, lancierte eine Umfrage. Die Leser sollten darüber abstimmen, welches Tier das Wappen der Stadt Bern in Zukunft schmücken soll. Praktisch einstimmig wurde die Schnecke als Wappentier gewählt. Selbstverständlich erhielt Bern kein neues Wappen. Aber der Entscheid unterstrich die Enttäuschung der Bevölkerung.

Reaktion des Tierschutzes

Nachdem der Tierschutz vom Tod der Bären erfahren hatte, nahm das Team rund um Sarah Werli eine strickte Haltung ein. »Wir fragten uns, weshalb die Bären überhaupt Nachwuchs haben durften. Man wusste ja, dass Misha und Masha von Hand aufgezogen wurden. Wir glauben, dass die Nachwuchsfrage viel schärfer hätte hinterfragt werden müssen.« sagte Werli.
Doch diese Entscheidung verteidigt der Tierpark bis heute vehement. »Wir sahen darin eine Chance, dass es doch klappen könnte«, so Schildger.

Bern ohne Bären?

Markus Wild aus Basel beschäftigt sich schon lange damit, wie Tiere in Zoos gehalten werden. Er plädiert dafür, dass Tierparks keine Tiere mehr halten dürfen, die sie nicht versorgen können. So wie es bei Haustierbesitzern der Fall ist. »Ich will die Zoos nicht verbieten. Doch wer Raubtiere halten möchte, muss auch für sie sorgen können.«

Für Bern würde das bedeuten, dass die Stadt auf Bären verzichten muss. Doch genau das ist hier kaum vorstellbar. Denn die Bärenhaltung hat einen historischen Hintergrund, wie ein Dokument aus dem Stadtarchiv zeigt. »Ab 1549 ist die Bärenhaltung historisch lückenlos belegt.« Und nur weil die Franzosen 1798 den besiegten Bernern das Wappentier gestohlen hatten, besaß die Stadt für 55 Jahre keine Bären mehr.